Der erklärte Bilderwitz I

Kreuzspinne.

Man sieht es nicht so gut, aber unten, zwischen den roten Farbresten auf der Baumrinde, hängt eine Kreuzspinne, leider noch jung und daher vergleichsweise klein und kontrastarm in der Zeichnung (das andere Bild, auf dem das Kreuz kopsüber gewesen wäre, ist komplett unscharf geworden). Wenn man weiß, wie solche Sachen aussehen, erkennt man die Halterung für ein Kruzifix oben rechts (nicht mit Kreuzschlitz-, sondern mit Torx-Schraube befestigt), aber beides, Kreuz und Spinne, paßte halt nicht so recht erkennbar aufs Bild. Hätte ich, bei Licht betrachtet, auch bleiben lassen können, das Foto oder doch zumindest die Veröffentlichung, denn Witze, die man erklären muß, sind Zeitverschwendung; andererseits ist Bloggen Zeitverschwendung, Knipsen auch und tagsüber ziellos herumlaufen sowieso; insofern –

Nochmal Gendern:

Nicht das Gendern ärgert mich, mich ärgert unhandliche, schwerfällige, häßliche Schriftsprache, die verhindert, daß Text das tut, was er soll: Information übermitteln. Am liebsten klar und unmißverständlich, gern auch griffig und schön. Ob es sinnvoll ist, in Schriftstücken alle explizit zu erwähnen, die sich gemeint fühlen sollen, weiß ich nicht (man denke das mal zuende); ob das Gendern letztlich etwas ändert* an den Geschlechterverhältnissen, bezweifle ich. Aber: probieren wir’s aus. Papier ist bekanntlich geduldig.

Hier stelle ich mögliche Lösungen (abseits von typographischen Regelungen, Partizipial- oder Nebensatzkonstruktionen) zur Diskussion:

  • Man könnte damit anfangen, immer explizit zu machen, wenn man eine männliche Rolle meint. “Der männliche Chirurg Klingelbrödter”, “der Sänger Peliwahn, ein Mann”, “eine Gruppe Feuerwehrleute männlichen Geschlechts”. Damit würde dem generischen Maskulinum Neutralität zugestanden.
    Ich gebe aber zu, daß das, nunja, vielleicht ein bißchen arg subtil wäre. Und hilft nichts, wenn das generische Maskulinum an sich zum Anstoß genommen wird.
  • Man könnte ein generisches Femininum erfinden und anwenden.
    Und jetzt mal genau lauschen, wer sich darüber beklagt und warum.
  • Modell DDR: Eine Verwandte erzählte, sie wäre in den Siebzigern gern Lehrer geworden, aber der Phoniatrieprofessor habe eine Stimmschwäche festgestellt. (Auch der Professor war eine Frau, und die hatte vor dem Studium Elektriker gelernt.) Rückblickend schilderte sie, wenn im Dienstplan ein Triebwerksingenieur angekündigt gewesen sei, sei der halt nicht automatisch männlichen Geschlechts gewesen. Verklärung des Rückblicks vielleicht; andererseits stimmt es, daß in der DDR Frauen Ingenieure, Bauarbeiter und Techniker wurden, als im Westen Berufe noch säuberlich aufgeteilt waren.
    Schon klar, auch hier dürfte das generische Maskulinum empören; dennoch bzw. gerade deshalb ein bedenkenswertes Beispiel.
  • Männliche und weibliche Form abwechseln (meinetwegen streng: mwmwmw…). Damit wird’s beliebig, und wenn man sich konkret auf ein Geschlecht bezieht, muß man’s dazusagen. Mündlich handhabe ich das so, und es bewährt sich ganz gut; gelegentlich muß ich jedoch Erklärungen hinzufügen, wenn es wirklich ganz und gar nicht um Mann oder Weib geht.
    Legt also vielleicht arg viel Fokus auf das Geschlecht; geschrieben könnte es nervig sein, bis man es schafft, drüberwegzulesen.
  • Lehrer, Ärzte, Ingenieure als neutral, als Sammelbegriff und auch für Einzelne verwenden, wenn man’s nicht weiß. (Wenn es Bürokaufmenschen oder Ombudsleute betrifft, muß man sich was überlegen.) Geht es um Frauen, hängt man ein -in an; geht es um Männer, ein -erich. “Alle Teilnehmer erhalten vom Pförtner einen Laufzettel, den sie beim zuständigen Krankenpflegerich Kröger vorlegen. Alle Laufzettel werden bei Sachbearbeiterin Sessenmann gesammelt und dienen als Grundlage für die Entscheidung, ob ein Betreuer zugeteilt wird.” – “Wir stellen den Beichtlingen frei, ob sie eine Priesterin oder einen Priesterich aufsuchen wollen.” – Na, Sie ahnen, was ich meine, liebe Leseriche und Leserinnen. (Verschärfung: neutrale Form mit Neutrum-Artikel. Das Arzt, das General, das Kind, das Leser: “Die Manageriche versammeln sich zum Gruppenbild, das das Fotograf im Auftrag der Leiterin der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit anfertigt.”)
    Hätte den Vorteil, daß die neutrale Form die knappste wäre und daß nicht, wie Luise F. Pusch 2019 anmerkte, die weibliche Form auf ein Endungs-Anhängsel reduziert würde.
  • Phettbergs -y nimmt charmant sämtliche Geschlechtsinformationen aus Bezeichnungen. Damit gibt es Lesys, Kapitänys und Schornsteinfegys, und der Singular steht ganz natürlich im Neutrum: das Autory, das Arzty, das Kindergärtny.
    Na gut. Für offizielle Schriftstücke ist das weniger geeignet. – Wobei …
  • Neutrale Formulierungen: Kräfte, Gruppen und Personal; es gibt Kinder, Leute, Menschen, Personen. Damit kommt man erstaunlich weit, auch wenn’s ein wenig mehr Arbeit macht, als einfach die weibliche Variante mit in den Text zu kleben.
    Das ist die Lösung, für die ich plädiere, damit so was nicht passiert.
  •  

    * (Schrift-)Sprachregelungen werden die Welt nur sehr begrenzt beeinflussen; letztlich bestimmt die erlebte und die vermittelte Welt, was wir uns vorstellen, wenn wir eine Bezeichnung hören. (Diese Prägung findet zunächst mal in den frühen Lebensphasen statt; aber zum Glück sind wir auch später noch lernfähig!) Kindertagesstätte, Altenpflege, Prostituierte: weiblich. Chefetage, Hooligans, Klerus: männlich. Das zu verändern ist eine Aufgabe für alle, und zwar über Generationen. Bilder, Filme, Fiktion, Reportagen können Prozesse in Gang setzen. Ansonsten gilt für die Sprache, was auch für die Gedanken gilt: die sind frei und machen am Ende, was sie wollen.

    Im Ernst?

    WP will jetzt mit „nativen gesponserten Beiträgen“ in den Kostenlos-Blogs Geld verdienen? Ich hab’s drüben bei Herrn Gnaddrig gelesen und dann auch im WP-Support gefunden: jawoll, es drohen werbliche Blogeinträge, die ich nicht beeinflussen kann. Nun weiß man nichts Genaues, vielleicht wird’s ja nicht so schlimm, oder Kleinblogs ohne Roten Faden in seltsamen Sprachen fallen durchs Raster; aber das wollte ich eigentlich niemandem antun.

    Also: weiterziehen (auf eine Plattform, bei der ich anonym und ohne Abo zahlen kann). Oder selber hosten (was … möglich ist, aber schwierig wird). Oder … Hat sonst wer eine Idee?

    Sonntagsspaziergang mit Freitagstexter

    Für einen heißen Engel habe ich drüben in Boomerangshausen den Freitagstexterpokal abgestaubt; vielen Dank! Nun muß er jedenfalls wieder unter die Leute. Beim Spazieren im Grünen findet man die erstaunlichsten Dinge, wenn man mal nach oben schaut:

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    Regularium hier, Infos auf Twitter. Erstkommentare schalte ich frei, sowie ich sie finde.

    Darf ich bitten?
     
     

    Pokalüberreichung

    Zwei Wochen stand der griechische Herr nackig in meinem Blog herum (warm genug war’s ja), um Bildunterschriften anzuziehen. Danke allen, die mitgetextet haben!

    Zwei Personen, drei Einreichungen in Konkurrenz, und es ist wirklich schwierig. Schade, daß es keine dreiseitigen Münzen gibt. Mit Zahnbürsten kämpft sich’s schlecht, da hat Herr hubbie recht; auch Frau liueas flammende Rede für kostenlose Zahnpflege fand ich mitreißend; aber dann:

    Ein garde! Ich verlange satisfaction! Schweinchenrosa bin ich untendrunter nicht, das werden Sie zurücknehmen! [liuea]

    Man weiß nicht, wird er mit der Zahnbürste zum Angriff übergehen, oder wird er sich zum Beweis ganzkörperschrubben? Damit geht der Pokal ein weiteres Mal nach Wien, wo wir uns dann zum nächsten Freitagstexter wiedersehen. [Nachtrag: es wird der übernächste Freitag! Eine Woche Sommerferien!] [Noch’n Nachtrag: es ist Mittwoch, und weiter geht’s!] Wie schön!

    Nach dem Essen: Freitagstexter!

    Beinahe hätte ich ihn verpaßt, den Pokal vom Herrn Schlabonski, aber zum Glück habe ich es dann doch noch gemerkt. Besten Dank! Nach einem guten Abendessen und einem Gläschen Grauburgunder habe ich ein bißchen im Keller gewühlt und das hier gefunden:

    Was ist denn da passiert? ________________________

    Her mit den wilden Theorien, den klassischen Epigrammen, den bibeltreuen Auslegungen, den Sonetten und den Couplets! Denkbares wie Niegedachtes bis Dienstagmitternacht in die Kommentare tippen; Mittwoch beim Kaffee werde ich den schönsten Kommentar herausfischen und dem Urheber oder der Urheberin mit einem Knicks den Pokal weiterreichen (Achtung! das heißt auch: Ausrichten des nächsten Freitagstexters. Wem das nicht behagt: bitte außer Konkurrenz teilnehmen), damit es am Freitag weitergeht.

    Wie immer: Regeln beim Herrn Wortmischer. Infos auf Twitter. Erstkommentare schalte ich frei, sowie ich sie finde.

    Bühne frei!
     
     

    Fort mit dem Pokal.

    Ein Winterbild hatte ich hervorgekramt, oder – passend zu den aktuellen Temperaturen – ein Heizperiodenfoto. Ich danke allen Teilnehmerinnen und Mittextern, denen das nicht zu heiß war!

    Bei Frau Geschichtenundmeer geht das Holz, bei Karu kommt es; vor der Hüttn finden es Herr wvs wie Herr Rain; Herr Schlabonski zieht Kachelmann mit in die Sache, und hubbie trägt das goldene Pefferkorn für Kürze davon. Der Pokal geht dieses Mal mit Karacho an den Herrn booomerang für folgenden Streich:

    Im Friseurladen „Hair Jemine“ werden neue Scheitel angeliefert.

    Da hat er doch glatt einen Friseurnamen (beängstigend realistisch) untergebracht. Und ich muß mir die ganzen Holzköpfe vorstellen, die den Laden verlassen …

    Nächster Freitagstexter also wieder im benachbarten Ausland, von dem uns eine gemeinsame Sprache trennt. Oder so. Bis dahin!

    Freitagstexter: Texten Sie jetzt!

    Ein Provisorium bei Frau liuea hat mir den Pokal eingetragen; weiter geht es mit … Hm. Also jedenfalls, weiter geht es!

    Ja, bitte? __________________________

    Ich bitte das geneigte Publikum um Unterschriften. Es geht um die beste! Alles, was bis Dienstagmitternacht in den Kommentaren erscheint, wird in Erwägung gezogen; Mittwoch dann Bedenkzeit mit abschließender Pokalverleihung (Achtung! kann mit Ausrichten des nächsten Freitagstexters einergehen!), und Freitag, naja, geht es weiter.

    Wie immer: Regeln beim Herrn Wortmischer. Infos auf Twitter. Erstkommentare schalte ich frei, sowie ich sie finde.

    Wünsche Vergnügen!