Postkarte vom Großen Belt

Schwesterschiff: S.S. Amphitrite.
Die schöne Schwester: S.S. Amphitrite.

Der Wind ist kein braves Arbeitstier; launisch ist er und schwer zu berechnen. Aber gibt man ihm etwas zum Spielen, etwas Schönes: Laub, Flügel, Rotorblätter, Fahnen oder eben Segel, so läßt er sich herbei und wirft sich ins Zeug. Bis ihm wieder langweilig wird und er sich dreht oder legt, reißt er das tonnenschwere hölzerne Schiff mit sich und beschert uns gute Fahrt.
al-flaute al-kalundborg al-kluever al-meridiantertie1
Sieben Tage auf der S.S. Albatros waren viel zu wenig; ich fing gerade erst an, sie kennenzulernen und die Leute auf ihr, da mußte ich schon wieder von Bord. Es gab Flaute und unruhige See, Manöver und Hafenwachen und Backschaft, und einmal standen wir zu siebt in einer Sechserkammer, in blaue Müllsäcke gehüllt und mit Papierlampions auf den Köpfen, und ich klebte herabgefallene Papierfische wieder auf manche Seebärenbrust, aber das ist eine andere Geschichte.
Auf die große Fahrt folgt jetzt die große Wäsche, denn alles, was ich habe, riecht nach Schiff. Und der Wellengang hat sich in meinen Seesack geschmuggelt – er ist mit mir heimgekommen, weit von der Küste, und führt meine Träume zurück auf See. Irgendwann, bald will ich da wieder hin.

0 thoughts on “Postkarte vom Großen Belt

      1. Ich versuche mir das gerade vorzustellen: So wie wenn die Beine nach dem Skifahren immer weiter kurven, obwohl man doch längst im Bett liegt und schlafen möchte?

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