Trulli

Wo Rheinhessen am schönsten ist, heißt es »rheinhessische Schweiz«. Auch hier sind die Hügel alles andere als alpin; der Toskana-Vergleich leuchtet schon eher ein.

In der Gemarkung von Flonheim-Uffhofen können Wanderer am Wegesrand lernen, wie die Weinsorten schmecken. Beschriftete Reben tragen Trauben aller Farben. Will man wirklich alle kosten, braucht das etwa so viel Zeit wie das Zusammenbrauen eines Wetters.

Wenn nun ringsum kein Fetzchen Blau mehr zu sehen ist und Regenschleier schon den Taunus verhüllen, leuchtet weiß die Rettung auf der Hügelkrone: ein runder Bau mit wenig mehr Öffnungen als dem Eingang und, darauf kommt es jetzt an, mit kegelförmigem Dach. Drinnen gibt es nichts als eine Rundbank, Platz für knapp ein Dutzend Leute.

Trullo 1756 bei Flonheim, Rheinhessen

Das ist der Trullo »1756« von Flonheim. Seit Menschengedenken wurden solche Bauwerke in Apulien errichtet, von der einfachen Schutzhütte bis hin zum kompletten Wohnhaus mörtellos aus Feldsteinen geschichtet. Ihre dicken Mauern halten Wind und Regen und die ärgste Hitze ab. Apulische Wanderarbeiter bauten sie vor zwei- bis dreihundert Jahren überall, wo sie Unterstand brauchten. Auch in Rheinhessen.

Dort wurden die »Wingertsheisje« in den letzten Jahren wiederentdeckt, liebevoll hergerichtet und teilweise für Besucher geöffnet. Man geht wohl sogar so weit, nagelneue Trulli in die Wingerte zu stellen …

Die Flonheimer jedenfalls sind stolz auf ihr Wahrzeichen. Nicht nur Besucher werden hierher geführt zu Wingertsrundgängen mit Weinprobe – auch die Einheimischen kommen, um zu picknicken, zu feiern, Heiratsanträge zu machen. Kein Flonheimer Hochzeitsfoto ohne Trullo. Tische und Bänke stehen draußen, die Aussicht ist großartig. Und wenn es regnet, verzieht man sich in das urtümliche Häuschen, rückt zusammen und kommt, so im Kreis sitzend, schnell ins Gespräch.

Man sieht dem Flonheimer Trullo an, daß er geliebt wird. Ein wunderbarer Ort, allemal einen Spaziergang wert.