Mundraub. Und Erntedank

Wo Wald und Feld Seit an Seite über die Hügel ziehen, wo man einerseits Schatten, andererseits Sonne, hie Buchfink und da Lerche haben kann, wenn man Pfade sorgsam wählt und Strecken zurücklegt – da ist der beste Ort. Die beste Zeit: ist jetzt.

Jetzt im knappen Ackerrainschatten nach oben schauen: da hängt der Himmel voller Äpfelchen und kleiner, holziger Birnen. Die Kirschen, dunkel und ein bißchen bitter, sind schon durch; die Pflaumen brauchen noch, und auch die Walnüsse lassen sich noch nicht aus ihren grünen Hüllen lösen.

Hagebutten könnte man jetzt, könnte man das, in Köstliches verwandeln (hätte man doch ein Körbchen dabei!). Auch Quitten wären in den Taschen nur Ballast. Viel leichter, im Vorübergehn an Maiskolben und Trauben zu picken auf dem Weg zum Waldrand.

Dort und an Bahndämmen, das weiß jedes Kind, wachsen die Brombeeren. Sie sind nicht anpflanzbar und nicht käuflich. (Erwachsene vergessen das und gehen in den Supermarkt, um hinterher enttäuscht zu sein.) Brombeerdickicht erfordert lange Arme und ein dickes Fell, und nachher sind die Finger schwarz.

So wird der Wanderweg zum Gang durch eine Speisekammer, links und rechts gesäumt von Herrlichkeiten; genug für alle, wie viele Beine sie auch haben. Jede Frucht macht süße Flecken auf der Seele; jeder Zweig lockt weiter in die Höh. Weit kommt auf diese Art kein Mensch: so, so ungefähr denke ich mir das Paradies.

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