Nachricht aus der echten Welt

Jahrelang hat Magister Kraska seine Staunmeldungen gebloggt: aus dem Kulturbeutel älterer Jugendlicher geplaudert, die Banalität des Blöden beleuchtet, Träume kritisiert, seinem Ghetto ein Denkmal gesetzt. Nun lebt der Magister nicht mehr; vergangenen Dezember ist er plötzlich gestorben.

Blogger sind ein seltsames Volk. Wir können Menschen, die wir doch eigentlich nur schriftlich kennen, virtuell ins Herz schließen, sie einfach unserem Horizont einverleiben. Und jetzt? Jetzt können wir Kraskas Geschichten immer noch lesen, aber es ist nicht mehr dasselbe; da ist eine Lücke.

Ich denke an seine Frau, für die die Lücke unendlich viel größer sein muß, und an alle, denen er in ihrer echten Welt fehlt, Tag für Tag.

 

 

 

Eine Kerze.

Wieder eine. Niemand bleibt, und wenn man ihn zwanzig Jahre kannte.
Uns bleibt: eine Kerze anzuzünden, ein Fünkchen, ein Zeichen; man kann ja nichts ändern, nur erinnern kann man sich. Und wünschen, daß es den Traurigen nicht so schwer wird.
Noch nicht jetzt, aber irgendwann werden die Geschichten kommen, ein Schwarm Vögel, so farbig, wie dieses Leben einmal war.