Öffentliche Ärgernisse

Ein Mensch braucht aufrecht einen Quadratmeter Platz, im Liegen vielleicht zwei. Hat er ein Auto, kommen noch mal drei bis vier Quadratemeter Erdoberfläche hinzu, die er dauerhaft belegt; im Fahren deutlich mehr als im Stehen, aber im Stehen besonders auffallend. Treten Sie in einer beliebigen Stadt auf die Straße, schauen Sie, wie viele Autos fahren und wie viele stehen (oder, Rush Hour, eine Kombination aus beidem), und dann kehren Sie die mal alle gedanklich auf einen Haufen – wäre so viel Platz nicht herrlich?

Ich wohne in der Innenstadt und bin heilfroh, daß ich kein Auto habe. Die Bilanz ist eindeutig: kein eigenes Auto bedeutet für mich mehr Zeit, mehr Geld, weniger Sorgen.

Die Idee, den öffentlichen Nahverkehr in Städten kostenlos zu machen, finde ich erst mal erstaunlich. Wäre für mich persönlich ganz nett; damit käme ich noch billiger vom Fleck. Aber mir geht es nicht darum, etwas geschenkt zu bekommen. Das allein kann’s nicht sein, da müßte noch deutlich mehr passieren. Dichtere Taktung der Busse, zum Beispiel. Kraftstoff für Autos müßte realistisch viel kosten, Parken deutlich mehr. Endlich Tempolimits (die Diskussion in Deutschland darüber ist keinen Deut besser als die der Amerikaner über Schußwaffen). Was im Spiegel angedacht wurde: kostenloser Nahverkehr vor allem auf dem Lande, wo es tatsächlich ohne Auto oft nicht geht. Damit das nicht so bleibt: Bessere Durchmischung der Ortschaften und Viertel mit Geschäften, Dienstleistern, Versorgern: das gab’s alles mal. (Dazu müßte man auch über Miet- und Immobilienpreise in den Städten reden.) Bessere Infrastruktur für Fahrräder und Fußgänger.

Klar, ich bin privilegiert. Ich habe alles in der Nähe, ich bin gesund und mobil. Ich laufe gern. Aber wenn ich (vor allem von älteren Leuten und von Autohäusern) nahegelegt bekomme, doch langsam wieder ein Auto zu kaufen, man müsse doch eines haben; wenn ich angestaunt werde, weil ich einen Weg von eineinhalb Kilometern zu Fuß zurücklege (und zurück auch noch!); wenn ich mich rechtfertigen muß, weil ich angeblich mit dem Auto auf Segnungen der Zivilisation verzichte, dann weiß ich nicht so recht. Status, Gewohnheit und Bequemlichkeit? Dafür muß ich mir nicht den Lebensraum zustänkern und vollstellen.

Ich wäre sehr, sehr froh, wenn sich statt Aktionismus wirklich etwas täte. Auch wenn’s erst mal wehtut. Die Frage ist: was muß man tun, um das Auto überflüssig zu machen? Status, Gewohnheit, Bequemlichkeit: naja! Und die Bedingungen, daß mehr Menschen ohne Auto auskommen können, müssen politisch geschaffen werden. Über die Legislaturperiode hinaus.

Kürzlich belauschte ich ein Gespräch im Bus; zwei ältere Frauen sprachen über “diese jungen Ingenieure”. Die hätten ja zum großen Teil gar keinen Führerschein mehr, wunderte sich eine, und wollten den auch gar nicht machen; das hätte es früher nicht gegeben. Drei Kreuze, dachte ich; es besteht wieder Hoffnung.

 

 

 

0 thoughts on “Öffentliche Ärgernisse

  1. Zwischen Nichtwollen, Nichtmüssen und Nichtkönnen ist nochmal ein Unterschied. Keinen Führerschein zu machen halte ich für kurzsichtig. Nicht Autofahren müssen ist Lebensqualität. Es nicht zu können (respektive dürfen ;-)) kann schon wieder das Gegenteil sein.

  2. Ha, jetzt muss ich mich doch hier auch mal wieder melden, einfach so als Ex-Oldie beim Autofahren. 1964 habe ich meinen Führerschein in der DDR gemacht und unter 500,00 Mark bezahlt, obwohl ich einmal bei der Motorradprüfung durchgefallen bin.
    Und dann hatte ich von 1973 bis 2017 IMMER ein Auto, die unterschiedlichsten Modelle, aber immer kleinere und nicht so viele Benzinschlucker. – Im Oktober 2017 habe ich bei einem Auffahrunfall mein Auto “geschrottet”. Na, nicht ganz, aber der Wiederaufbaupreis wäre mir für ein so altes Auto zu teuer gewesen – also fast verschenkt. Der Käufer hat es wieder aufgebaut und es fährt inzwischen.
    Ich bin also jetzt auf den Tag genau 4 Monate ohne Auto – allerdings nicht mehr ganz so mobil in meinem Alter und auch nicht mitten in der Stadt. Ich bestelle jetzt mehr über Versandhäuser, was auch nicht das Gelbe vom Ei ist. – Ich fahre Zug, ich fahre Bus und ich habe natürlich die Berliner 65+Karte, die für ganz Berlin und Brandenburg gültig ist – eine sehr gute Einrichtung.
    Meine Autofahrermentalität war in den letzten Jahren schon sehr geschmolzen, denn es hat mir viel mehr Spaß gemacht, ohne Parkkosten in die Innenstadt zu fahren und während der Fahrt lesen zu können.
    Mit Gruß von Clara

    1. Clara, danke! Während der Fahrt lesen (oder schlafen) ist klasse. Luxus.
      Es war absolut selbstverständlich in den 70ern, 80ern, 90ern, ein Auto zu haben. Vor allem auf dem Land. (Trotzdem fuhren lange nicht so viele in unserem Dorf, ich konnte als Kind mitten auf der Straße spielen.) Die schiere Anzahl der Autos ist explodiert; seit den 70ern hat sich die Zahl grob verdoppelt.

      1. Witzig fand ich immer, dass in der DDR alle, die wirklich wollten, ein Auto hatten, obwohl die Anmeldezeiten 10 Jahre und länger betrugen. Allerdings konnten sich auch Scheintote ohne Fahrerlaubnis für ein Auto anmelden. Mein letztes hatte meine Mutter mit über 70 angemeldet, die noch nie hinter einem Lenkrad gesessen hat. Das war schon absurd.

    2. Ha, das erinnert mich an meine einstige Chefin; die erzählte von einem, der hatte jedes Jahr einen neuen Wagen – er hatte sie jahrelang jedes Jahr bei einer anderen Stelle beantragt. Gewußt, wie!

  3. Ich fände das ganz wunderbar, besonders wegen der vielen Kolleteralnutzen von kostenlosem ÖV.
    Und ich hoffe, es kommt auch in die Schweiz. Das wäre schön! (Wobei ich in Städten ja eh vor allem mit dem Rad unterwegs bin oder zu Fuß.)

    1. Oh, ich wünsche uns das auch. Das wäre, ganz von allem anderen abgesehen, ein Grund, sich Städte anzuschauen … Und da müßten sich doch wieder Befürworter finden: Tourismus schafft Arbeitsplätze!

  4. An der Diskussion erstaunt mich die immense Kreativität, mit der Argumente herbei geholt werden, um zu beweisen, dass ein kostenloser ÖPNV überhaupt nicht funktionieren *kann*. Dabei greift man sich stets kurzfristige Probleme heraus – zu wenige Busse oder Straßenbahnwagen, zu viele Nutzer – um eine angeblich langfristige Nichtmachbarkeit zu belegen.

    Als erstickten nicht auch die Autofahrer in ihren Verbrennungsschleudern sobald sie diese verlassen.

    1. Mh. Ich finde, man merkt an allen Ecken und Enden, daß dieses unser Land ein Land der Verbrennungsschleudern ist. Ich darf gar keine Nachrichten lesen. Und ein wenig fürchte ich, daß es nach all den Buhrufen heißt: seht ihr, das kann man bei uns nicht machen. Daß der Vorschlag deshalb so schön utopisch ist, daß er ordentlich Angriffsfläche bietet.

  5. Ansonsten finde ich kostenlos nicht mal so wichtig. Flächendeckend, sinnvoll getaktet, über Ortsgrenzen hinaus vernetzt und mit einem bundeseinheitlichen Tarifsystem (und idealerweise bundesweit gültigen Tickets) wäre mir wichtiger. Ob das überhaupt geht? Grundsätzlich sicher, praktisch wohl eher nicht. Aber selbst wenn, sowas wird niemand ernsthaft in Angriff nehmen, weil es zu kompliziert ist, man zuvielen Leuten auf die Füße steigen müsste und der (politisch verwertbare) Nutzen den beträchtlichen Aufwand nicht rechtfertigt. Also wird Deutschland in der Hinsicht Flickenteppich bleiben. Außerdem ist Deutschland Autoland, wo der ÖPNV traditionell die Krümel kriegt, die nach dem Autobahnbau vom Tisch fallen…

    Endlich Tempolimits (die Diskussion in Deutschland darüber ist keinen Deut besser als die der Amerikaner über Schußwaffen).

    Habe ich so noch nicht gesehen, passt aber. Was auch noch fehlt ist, dass Tempolimits und andere Regeln auch durchgesetzt werden. Das Risiko, erwischt zu werden, muss höher sein als es derzeit ist. Und die Bußgelder müssen hoch, v.a. für Rasen und für Handy am Steuer, der derzeitige Bußgeldkatalog ist ein Witz und schreckt kaum ab. Das geht anderswo besser, s. Schweiz, Norwegen, Niederlande u.a.

    Und die Bedingungen, daß mehr Menschen ohne Auto auskommen können, müssen politisch geschaffen werden. Über die Legislaturperiode hinaus.

    Unterschrieben.

  6. Man hört auch oft das Argument (von völlig gesunden Menschen vorgebracht), ja, und die alten Menschen und die Gehbehinderten, was sollen die ohne Auto machen?

    Dazu wäre zu sagen: Erstens gehen gerade diejenigen älteren Menschen, die den Eindruck erwecken, daß sie sich kaum noch auf den Beinen halten können, mit eiserner Disziplin (und ich vermute, mit viel Spaß) zu Fuß einkaufen, ihren Hackenporsche hinter sich herziehend.

    Zweitens kommen mir immer die Tränen vor Betroffenheit, wenn ich am Rand einer dichtbefahrenen Landstraße zu Fuß unterwegs bin: Mein Gott, so viele Gehbehinderte! Und dabei noch so jung!

    1. Außerdem fordert ja sowieso niemand, sofort alle Autos abzuschaffen. Der eigentlich ganz vernünftige Vorschlag, mehr Leute zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen, schließt ja nicht aus, dass alle, die aus Gründen ein Auto brauchen, auch eins haben können/dürfen/sollen. Das ist so eine typische Strohmannargumentation, mit der vernünftige Diskussionen unnötig schwierig gemacht werden.

  7. Warten wir mal ab, ob das mit dem kostenlosen ÖPNV überhaupt kommt. In Tallinn haben sie es 2014 (glaube ich) eingeführt, mit dem Ergebnis, dass das Fahrgastaufkommen wohl um 14% gestiegen ist, aber durchaus nicht weniger Leute den eigenen PKW benutzen. Das heißt einige Radfahrer sind auf Busse umgestiegen, einige Leute, die vorher ihr Budget für Fahrgeld sorgfältig einteilen mussten, müssen das jetzt nicht mehr. In Berlin könnte ich mir auch vorstellen, dass Obdachlose die Busse du Bahnen nutzen werden, um in relativer Sicherheit zu ein Nickerchen zu machen. Von Kontrollettis würden sie ja dann nicht mehr verscheucht.
    Als ich in den 80ern aus Spanien zurückkam, hatte die BVG große Pläne attraktiver zu werden. Gucke ich mir das heute an, kann davon nicht die Rede sein. Bei der S-Bahn (okay, das ist die Bahn) gibt es dauernd Störrungen und Zugausfälle, die neu angeschafften Busse sind durchaus nicht alle das Gelbe vom Ei, und was die Sauberkeit angeht, … Neulich breitete ein Herr mittleren Alters, bevor er sich in der S-Bahn setzte, eine Plastiktüte auf dem Sitz aus. Das wirkt auf den ersten Blick etwas etepetete, aber ich bin auch bald an dem Punkt. Es ist oft schlicht ekelhaft. Und dann darf man sich nicht wundern, wenn Autofahrer auf die Ersparnis verzichten und doch lieber mit dem eigenen Fahrzeug fahren. – Kurz: Ich denke, dass Geld, das jetzt angeblich plötzlich da ist, um auf die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf zu verzichten, sollte lieber in mehr Qualität investiert werden.

    1. Ich denke ja auch, einfach kostenlos reicht nicht. Da muß mehr und langfristigeres Konzept rein, und vor allem: das Auto muß so viel kosten, wie es wirklich kostet, mit allen Umweltschäden. Da könnte man sich wirklich von Skandinavien eine Scheibe abschneiden.
      Wenn ich mich recht entsinne, habe ich gelesen, in Tallinn sei es auch um die Mobilisierung ärmerer Bürger gegangen; und das hat wohl geklappt. Insofern träfe es schon auch die Richtigen. .))

      1. Ich bin sehr dafür, dass Menschen, für die Fahrgeld ein finanzielles Problem ist, davon profitieren, nur darf die Qualität nicht noch weiter absinken. Ich kann mir mein 65+ Ticket zwar leisten, aber ich kann mir nur in Ausnahmefällen ein Taxi leisten, und meines Sehfehlers wegen fahre ich schon lange nicht mehr Auto. Das heißt, je unzumutbarer die Zustände in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Bahnhöfen, desto schlimmer für mich, weil ich keine Alternative habe – außer zu Hause zu bleiben. – Um aber noch etwas zu dem auslösenden Problem zu sagen, zur Nichteinhaltung der Schadstoff-Grenzwerte: Ich glaube, langfristig muss man über GANZ ANDERE Konzepte nachdenken, die viel gravierender in unser aller Leben eingreifen. Es muss wieder mehr Nähe zwischen Wohnort und Arbeitsplatz geben, und jeder Kiez muss ausreichend mit den sog, Wohnfolgeeinrichtungen versorgt sein – sonst nimmt diese umweltbelastende Pendelei weiter zu. Und den Familien geht ja auch viel gemeinsame Zeit verloren, wenn die berufstätigen Familienmitglieder endlose Fahrwege haben. Wir brauchen eine viel bessere Durchmischung unserer Lebensräume.

    2. @ christahartwig: Das mit der Durchmischung sehe ich auch so. Vieles sollte kleinteiliger werden mit kürzeren Wegen für die Allermeisten, sodass nicht jeder jeden Tag wahnsinnig weit fahren muss. Aber mit ausreichend Mobilitätsmöglichkeiten, dass man nicht im Schatten des eigenen Kirchturms festsitzt, sondern über den Tellerrand hinauskommen kann.

      1. Aber sicher soll und muss man Bewegungsfreiheit haben, aber eben nicht aus dieser täglichen Notwendigkeit heraus. Es gibt so viele interessante Denkansätze, die mich beschäftigen, die in der allgemeinen Debatte zu den anstehenden Problemen aber immer wieder untergehen.

    3. Es sieht in der Praxis nicht so aus, als sei das Interesse am Beenden der Pendelorgien besonders groß. Eine junge Alleinerziehende bekam von der Agentur einen Arbeitsplatz in 150 km Entfernung “angeboten”; das fand man offiziell zumutbar. (Aus den Alpen nach München rein. Haha.)
      Man sollte Krach machen, wenigstens schreiben. Nicht daß es nachher heißt, es hat sich ja keiner für das Thema interessiert.

      1. Ja, es wird immer so getan, als wäre das Pendeln eine Folge des vielfachen Wunsches, möglichst weit draußen auf dem Land zu leben aber im Stadtzentrum zu arbeiten. Klar, ist es ein Traum, der nicht neu ist. Es gibt ein Gedicht von Kurt Tucholsky dazu:

        Ja, das möchste:
        Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
        vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
        mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
        vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

        Aber wer das wirklich will, der sollte mal nachdenken, und allen anderen, die vergeblich nach einem Arbeitsplatz in Wohnnähe oder umgekehrt suchen, muss dringend geholfen werden.

    4. Hm; das Häuschen im Grünen ist glaube ich nicht mehr der Standard-Traum. Nur: wer kann sich noch eine Wohnung in der Stadt leisten? (Man könnte Parkhäuser in Wohnhäuser, Parkplätze in Parks umwandeln. Das würde mir ja gefallen.)

      1. Ja, das würde mir auch gefallen. Es taucht ja neuerdings auch wieder der Begriff sozialer Wohnungsbau auf, aber um einen WBS zu bekommen, muss das Haushaltseinkommen so niedrig sein, dass der soziale Wohnungsbau dann Gefahr läuft, auch gleich wieder zum sozialen Brennpunkt zu werden. Dass dieser bräsige Staat immer erst aus der Hüfte kommt, wenn es um Schadensbegrenzung geht, nicht schon wenn es um Schadensvermeidung geht. Dabei wird die Begrenzung am Ende viel teurer als die Vermeidung es gewesen wäre.

    5. Sozialwohnungen für Leute überhalb des Existenzminimums? Das gäbe ja sofort eine riesige Neid- und Schmarotzerdebatte. Und sobald eine Familie mit Migrationshintergrund so eine Wohnung kriegt, kommt gleich “Denen wird alles in den Hintern geschoben und für die eigenen Leute ist kein Geld da” hinterher.

      Der Staat ist oft bräsig und sehr kurzsichtig, und die Gesellschaft in weiten Teilen vergiftet und hass- bzw. neidkrank. Kein guter Boden für vernünftige und solidarische Politik.

      1. Naja, vielleicht sollte man mal ein bisschen umgraben. Und gab es da nicht auch so etwas wie Kopfdüngung?

      2. Heute früh ging mir durch den Kopf, wie allein in meiner Ecke von Berlin, Straßen, die mal eine sog, gute Geschäftslage waren, kaputtgehen, weil in der Schlossstraße mehrere Einkaufscenter entstanden sind. Warum entstehen Einkaufscenter? Wegen der fehlenden Parkplatze in der Innenstadt (Die Center werden halt mit mehrstöckigen Tiefgaragen geplant). Man provoziert also regelrecht, dass die Menschen mit dem Auto in die Zentren fahren, indem man auf der einen Seite Parkplatze schafft, auf der anderen die Einkaufsmöglichkeiten in weniger überlaufenen Gegenden sterben lässt, indem man ihnen die Kundschaft entzieht. Und das alles zum Wohl dieser öden Franchise-Ketten! Totaler Schwachsinn.

      3. Stimmt. Und hinterher jammert man, dass die Innenstädte aussterben, Nachbarschaften kaputtgehen, ganze Viertel kippen, weil es da nichts mehr gibt. Weitgehend vermeidbar.

  8. Als meine Kinder noch im Schulalter waren, hab ich mal einen Ausflug mit ihnen und Schulfreunden gemacht – per Bus und Bahn. Obwohl wir nur 5 Gehminuten für Kinder von der Haltestelle wegwohnten, kam schon nach ein paar Metern “Müssen wir noch lange laufen?” Meine Kinder waren darüber sehr erstaunt, sie waren es nicht anders gewohnt, denn wir waren Exoten: Beide Elternteile haben freiwillig keinen Führerschein. Wozu auch, wenn man in einer Stadt wohnt, in der man den ÖPNV quasi rund um die Uhr zur Verfügung hat? Wirklich gebraucht hätte ich ein Auto bisher nur ein Mal – da hab ich halt ein Taxi genommen.

    1. (Ich hatte mich ja sehr gewundert, als hier Plakate auftauchten mit einem Goldfisch im Glas und “Schulweg ist auch ein Bildungsweg”. Aber wenn fünf Minuten Laufen zuviel sind …) Uns Stadtbewohnern wird es wirklich leicht gemacht, auf ein Auto zu verzichten. Und im Rückblick hätte ich es viel früher abschaffen sollen; so ein Klotz am Bein!

    2. Ich finde auch, laufen ist eine feine Sache – man lernt Städte, die man sich erläuft, viel besser kennen als welche, durch die man immer nur mit dem Auto durchbrettert oder mit der U-Bahn.

  9. Oh, wie ich immer schief angeguckt werde, wenn sich heraus stellt, dass wir (Freund und ich plus Kleinkind) nur EIN Auto haben, dann auch noch einen Kleinwagen, der wenig gefahren wird, aber dank weit entfernter und schlecht mit ÖPNV angebundener Babysitter-Verwandtschaft nicht verzichtbar ist. Jedenfalls: nur ein Auto! In der heutigen Zeit! Und beide berufstätig! Und dann hat der Freund nichtmal nen Führerschein! (was dann wieder die Frage nach dem Zweitauto absurd macht, aber nun denn.) Und wie kann man denn mit drei Personen einen Kleinwagen… da hätte doch spätestens zur Schwangerschaft mal was größeres…
    Wir wohnen auch in der Stadt, es klappt alles wunderbar mit ÖPNV, per pedes oder auf dem Rad, ja, auch mit Kleinkind, ja, auch mit Einkäufen. Die Uroma ist immerhin stündlich mit dem Zug erreichbar, bei den Großeltern sieht es leider schlechter aus. Dafür haben alle Nachbarn auf der Spielstraße, auf der wir früher Tennis spielten, ganze Playmobilstädte errichteten (mussten die wenigen Autos, die kamen, halt mal woanders parken) und ohne Angst rumlaufen und um Ecken flitzen konnten, jetzt mindestens 2 Autos. Der direkte Nachbar sogar 6 (auf 4 Leute). Plus Boot und Reisemobil. Parkt damit Uromas Einfahrt zu, nicht auszudenken, wenn da mal ein Rettungswagen kommen müsste… Kinder sieht man da keine mehr, obwohl es sie zahlreich gibt, aber die werden jetzt auf dem Spielplatz geparkt. 🙁

    1. Ach je, solche Beobachtungen sind traurig; vor allem, wenn man weiß, daß es auch mal anders ging. Das müßte doch mehr Menschen auffallen –? Den mißtrauischen Blick und die Frage, wie jetzt, du hast kein Auto (in Klammern: kannst du dir etwa keines leisten), den kenne ich. Ist in der Stadt weniger schlimm als auf dem Land, aber halt immer noch.

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