Und: Bücher.

Ich habe es wieder geschafft: auch im neuen Lieblingsladen gehen die Buchhändlerinnen in Deckung, wenn ich komme. Die Chefin hat es sehr charmant zusammengefaßt: Ist halt schwierig, wenn man nicht die aktuellen Bestseller liest.
Ist es die Möglichkeit — Der Glocken Schlag, ein Klassiker der Krimiliteratur, nicht lieferbar?
Kürzlich ein ganz wunderbares, skurriles Buch mit Vergnügen gelesen — und dann stand da: Wem wird hier gedacht? Ein ganzes Kapitel lang Gedenken mit Dativ. In der Stimme des Autors. Wieder und wieder. Das war’s dann für mich; ab da las ich das Buch bloß noch korrektur. Ein Jammer.
Ein paar alte Lieblingsbücher nachgekauft und mit Erschrecken festgestellt, daß es eine neue Sorte Paperback-Umschlag gibt, farbstark und — klebrig. Ich werde ihnen wohl kleine Packpapierjäckchen basteln müssen, um sie anfassen zu können.
Zwei, drei ganz und gar wunderbare Sachen gelesen, nur eine richtige Pleite, und jetzt mal wieder Austen. Warum nicht.

0 thoughts on “Und: Bücher.

  1. Das habe ich jetzt nicht verstanden. Für aktuelle Bestseller braucht man doch keine Buchhandlung aufzusuchen? Die gibt es schließlich in jedem Bahnhof. Ich möchte wetten, dass der Duden gedenken + Dativ inzwischen zulässt. Und falsche Konjunktive. Und “Sie hing die Wäsche auf”, “Ich hab das Licht ausgeschalten” etc. Nein, ich schlage das nicht nach, sonst würde ich mich nur ärgern …
    Also, ich gebe Dir jetzt mal einen Lesetipp. Das Buch (Low Fantasy heißt das Genre wohl, habe ich gerade von der Übersetzerin Angela Plöger gelernt, der finnische Autor bezeichnet es als “realfantasy” in seinem englischsprachigen Blog) gehört zu den wenigen, die mich restlos begeistern. Ich habe keine Lust, in meinem privaten Blog Rezensionen zu schreiben, denn das wäre ja Arbeit 🙂 Vielleicht kann ich mich wenigstens zu einer Leseempfehlung in der nächsten Zeit überwinden. Mir widerstrebt es, den Inhalt von Büchern vorwegzunehmen, weshalb ich auch Waschzettel/Klappentexte und Rezensionen immer erst nach der Lektüre zur Kenntnis nehme.
    Hier schon mal Titel und Autor:
    http://www.aufbau-verlag.de/index.php/literatur-unterhaltung/romane-erzahlungen/lauras-verschwinden-im-schnee.html
    Du wirst es nicht nur in Deinem neuen Lieblingsladen bestellen können, sondern bekommst es auch in Büchereien – wie ich unlängst. Verschenkt habe ich es auch schon und damit Begeisterung ausgelöst. Seit Christian Krachts *Imperium* habe ich mich nicht so gut unterhalten gefühlt.
    In der englischen Übersetzung hat der Roman Furore gemacht. Vielleicht liegt es daran, dass viel weniger Bücher ins Englische übersetzt werden und die wenigen um so mehr auffallen. Vielleicht verschwand dieser Roman auch in der Menge der finnischen Titel, die aus Anlass der Buchmesse mit Finnland als Gastland auf Deutsch erschienen sind.
    Viel Spaß bei der Lektüre!

    1. Meine Buchhändlerin war begeistert: Das können wir bestellen! (Allseitiges Hurra.) Danke; über solche Empfehlungen freue ich mich. Wäre ich allein nie drüber gestolpert.

      1. Ich stolpere nie über Bücher, sondern umgekehrt. Irgendwie finden die auf magische Weise (Zauberhand?) in meine Hände. Dann weiß ich, sie möchten von mir gelesen werden.
        Schön, dass ich Deiner Buchhändlerin zu einem Erfolgserlebnis bei Dir schwierigen Kundin verhelfen konnte! 🙂

    2. Ich möchte wetten, dass der Duden gedenken + Dativ inzwischen zulässt.
      Die Wette hätten Sie verloren. In der Ausgabe 22 aus dem Jahr 2000 ist s.v. gedenken nur der Genitiv angegeben. Beispiel: gedenket unser! (Seite 406, Spalte 1)
      Unter hängen dagegen werden in der gleichen Ausgabe nur die starken Formen fürs Intransitivum, die schwachen fürs Transitivum erlaubt.
      So weit ich weiß, ist die starke Beugung des Transitivums regional schon recht lange gebräuchlich, vielerorts aber völlig unbekannt.

    3. Oh — im Online-Duden ist der Dativ (als schweizerisches Beispiel) vermerkt. Und was wird passieren, wenn jemand wissen will, ob man auch *einem Ereignis gedenken darf? O tempora!

    1. Ja, das “… regiert den Genitiv” sitzt tief; was mir neu war: daß mich das völlig aus einer Geschichte herauszerren kann und ich danach jeden Satz mit Mißtrauen betrachte: etwa noch so’n Klopper? (Keine solchen mehr, aber die paar kleinen wirkten dann umso größer.)

      1. Kann ich sehr gut nachempfinden. Im Dativ zu gedenken erscheint mir nachgerade pietätlos, – auch der Sprache gegenüber. Ich bin (leider) auch sehr ablenkbar durch Fehler und möglicherweise zu intolerant. Aber wer Sprache liebt, möchte eben auch, dass pfleglich mit ihr umgegangen wird.

  2. Es ist schade, dass Dorothy L. Sayers in der Versenkung verschwunden ist, nichts mehr in letzter Zeit von ihr gedruckt wurde. Nur noch als eBooks sind die Wimsey-Rmane zu haben.

    1. Ja, gebraucht. Aber daß so was nicht mehr aufgelegt wird, von mir aus gern in so einer Penguin-Classics-artigen Billig-Reproduktion –? Mh.
      (Die Nine Tailors verpaßt Du dann; aber die kennst Du wahrscheinlich ohnehin schon.)

    2. Aber das ist doch das eBook, oder übersehe ich was? Papier finde ich nicht, und ich will Bücher aus Papier. (eBook geht nicht, wenn man liest wie ich, mit Blättern und anderswo Nachschlagen und Aufladen vergessen.)

    1. Gar nicht mal mittelmäßig, das Buch. Preisgekrönt, großer Verlag, Autor bekannt. Ich habe sogar den Verdacht, daß das eine bewußte (Lektorats-)Entscheidung war, da konsequent den Dativ zu verwenden; aber ich bin einfach zu alt für so was. Genau: autsch.

      1. Zur Erläuterung: mir ist das im bayerischen Sprachraum aufgefallen, unter anderem eben bei einem Autor der FAZ mit bayerischem Hintergrund. Aber den einen Autor mag ich nicht namentlich nennen, die Namen der anderen beiden habe ich vergessen.

    1. @Trippmadam: Der Autor interessiert mich gar nicht, ich hätte nur gern einen Beispielsatz gehabt, weil ich mir nichts unter einer Verwechslung von ihre und seine vorstellen kann.

      1. Der Autor wird seinen Satz wiedererkennen, deshalb kann ich ihn hier nicht zitieren. Ich habe ihm dieses Blog vor einiger Zeit empfohlen und weiß nicht, ob er hier liest. Aber der Satz war von der Konstruktion her ungefähr so: Die Autorin vertrat eine Position, die durch seine Lebensweise Lügen gestraft wurde (wobei “seine” sich auf die Autorin beziehen sollte).

  3. kann das Gedenken mit Dativ vielleicht auch aus einem Dialekt kommen? In vielen Dialekten sind ja andere grammatikalische KOnstruktionen richtig.
    Ich ertappe mich ja auch, dass ich immer überlegen muss, ruf ich Dich an oder ruf ich Dir an (im Schwäbischen geht das)

    1. Hm, Der Glocken Schlag ist da nur als eBook aufgeführt. Von ein paar anderen Titeln sehe ich auch TB, aber die scheinen Auslaufmodelle zu sein.
      Kann aber auch sein, daß mein hinterhältiger Browser mir die Hälfte des Internets vorenthält; ich habe ihn da stark in Verdacht.
      (Danke Dir jedenfalls.)

    2. Ich hab inzwischen alles, was ich brauche. Aber spaßeshalber: am großen Fluß gibt es ein (1) Exemplar “Glocken”, gebraucht, zum Preis von fast 30 (30!) Eulen. Neu hat das Buch knappe acht (8) Mark (!) gekostet.

      1. Ah, gut. Ja, klar, wenn ein Buch vergriffen oder kaum noch zu bekommen ist, wachsen die Preise ordentlich, das ist leider so. Und sorgt für Brot bei Antiquar(inn)en. Angebot und Nachfrage und so. Für Büchermenschen natürlich bitter, aber bei besonderen Büchern zahlt man es dann eben doch. Wobei ich jetzt auf den Krimi zu 30 Euren auch eher verzichten würde.
        “Eulen” ist ja süß, war das ein Vertipper oder schreibst du das immer so? Gefällt mir : )

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert