Maschinengeflüster

In einer deutschen Kleinstadt von 36000 Einwohnern lebt ein Mann, der mit Vornamen Hermann heißt. Er hat ein Geschäft, einen Betrieb vielleicht; er hat Kunden, Zulieferer, nimmt Aufträge an. So denke ich mir das.
Mit Nachnamen heißt er wie ein Schreibfehler, den ich nicht gemacht habe. Trotzdem wird dieser Mann immer wieder, an manchen Tagen dutzendfach, auf meinem Blog gefunden. Ein automatisierter Personenüberprüfungsdienst spürt ihn dort auf, unter meinen Texten und meinen Bildern.
Ich nehme an, jemand fragt die Maschine nach dem Namen dieses Mannes; gucken, was das Netz so weiß über Firmen, Melderegisterdaten, Insolvenzen. Unter den Bild-Treffern erscheint der Scan einer uralten, handgeschriebenen Anleitung zur Hege und Pflege eines Wanderkuchens. Das mag als kurios, vielleicht ganz witzig durchgehen; mit dem Manne selbst hat es nichts zu tun. Trotzdem “findet” ihn die Maschine, immer wieder.
Im Text kommen die Worte unsterblich vor und sehr anständig. Aber auch Ansprüche, Kettenbrief und keinen festen Wohnsitz.
Ich weiß wirklich nicht, wie der Algorithmus arbeitet, aber ich hoffe, daß mein Artikel (in dem sein Nachname nicht vorkommt und der überhaupt nicht von ihm handelt) diesem Herrn namens Hermann nicht schadet; ganz im Gegenteil, ich wünsche ihm alles Gute, unbekannterweise.