Stell dir den Weg in die Felder vor, und wie du zwischen Traktorspuren die Häuser und das Mittagsläuten hinter dir läßt; Halme kitzeln deine nackten Schienbeine bei jedem Schritt. Es duftet nach Sonnenmilch, nach Erde und dörrendem Gras. Die Sonne steht hoch; auf der trockenen Ackerkrume glitzern Steinchen und kalkige Schneckenhäuser.
Das Dickicht am Waldrand wirft nur sparsam Schatten, aber das Gras wächst hier weicher und dunkler als anderswo. Du legst dich hinein und spürst, wie die Feuchtigkeit des Bodens in deine Kleidung dringt und ein kühles Bett für deinen Rücken bereitet, während die Sonnenhitze sich auf dir niederläßt.
Der Juni ist ein Raum, angefüllt mit Wärme und Gezirp und durchmessen von geflügelten Wesen; sein Blau leuchtet noch durch das Glührot deiner Lider. Ameisen beginnen deinen Arm zu erkunden, etwas summt dicht an deinem Ohr, doch du magst dich nicht rühren, weil die Sonne auf dir liegt wie ein schwerer Körper im Schlaf. So bleibst du unbewegt, knüpfst deine Gedanken an das Lied der Lerche, das Brummen eines Kleinflugzeugs und schwingst daran etwas von dir himmelwärts.
Und wenn du nur tief genug atmest und genügend Hitze aufsaugst, wird dich die Erinnerung ewig wärmen. (Wenn erst der Sonnenbrand abgeklungen ist.)
Mücken und andere Untiere kommen zum Glück niemals in solchen wunderbaren Träumen vor 😉
🙂 Ihre Bedeutung verhält sich umgekehrt reziprok zur eigenen Müdigkeit, Rich. Wenn man erst mal döst, dürfen auch Mücken machen, was sie wollen.
Schöne Phantasiereise, harte Realität: Bei uns ist der Juni ein Raum, angefüllt mit Kühle und Regengüssen….
Same here, same here. Echt nicht auszuhalten ohne Eskapismus.
Wunderbarer Text, damit lässt sich im frühherbstlichen Juni vom Sommer träumen …
Ich hatte ehrlichgesagt euren Sommertag im Kopf. 🙂
Was für eine charmante antiidyllische Wendung am Schluss…in Berlin duften die Linden, aber mit der Wärme haperts auch hier.
Das sagt die Erfahrung: schlaf niemals in der Sonne ein …
Linden bieten da viel bessere Schlafplätze.
Ein wunderbar stimmungsvolles Bild voller Leben, Stille und innerem Glück. Ganz im Hier und Jetzt.
LG von Rosie
Danke, Rosie. Ich wünschte, es wäre das Hier & Jetzt — in meinem aktuellen Umfeld regnet es schon wieder, und die Gefahr einer Erkältung ist größer als die eines Sonnenbrands. .)
Smile*…hier im Bergischen Land ist es momentan auch grau und regnerisch, trotzdem aber warm. Da drücke ich uns mal die Daumen, damit man sich bald einmal ins Gras legen kann – so wie du es so schön beschrieben hast…
Liebe Grüße!
Schön. Schon die Worte “trockene Ackerkrume” lösen Sommervorstellungen aus, besonders nachdem ich gerade die Erdbeeren aus dem Matsch geklaubt habe, selbst klitschnass. Kein Zirpen, kein Summen, nicht mal eine Ameise. Nur Schnecken natürlich.
Das ist das rechte Wetter für Schnecken, stimmt … und wahrscheinlich schwimmt sogar Schneckenkorn einfach weg? Kann nur besser werden.
Reblogged this on bilderbuch und kommentierte:
Das sind Gedanken, die man an Regentagen brauchen kann. Ob Bilderbuch ein Bild dazu findet?
Schöne Bilder hast Du! Die Nelken kenne ich; ist das Gebirgsbewuchs? (Meine Vorstellung war etwas karger — Ackerrain, Felder mit wachsendem Getreide, viel, viel Himmel drüber.)
ist im Harz, Deine Vorstellung war sicher anders, aber die richtigen Bilder für Deinen Text hatte ich nicht parat, da müsste ich lange nach suchen oder neue Bilder schießen.
Ich glaube nicht, daß es bei Bildern richtig und falsch gibt. Ich bin fasziniert von dem Prozeß Bild im Kopf –> Text –> Bild im Kopf der Leser; ich finde es herrlich, daß es da Unwägbarkeiten gibt und Spielräume.
OK, das ist gut
Jetzt lese ich diesen wärmenden Text, über einen Monat später, und denke, dass es im Juni tatsächlich ein paar solcher Tage gab, aber im eigentlichen Sommer nicht, ach… Na ja, von heute bis Mittwoch oder Donnerstag dann aber…, doch es ist nicht Dasselbe, es schwingt schon Herbststimmung mit.
Ach, aber auf den Herbst freue ich mich auch schon. Sogar auf den Winter. Mich freut der Wandel und der Wechsel, da ist es fast egal, wie es grad im Moment so ist.