Ich bin zum Kaffeetrinken eingeladen. Der Ort heißt Kirchberg, das im Hunsrück ist gemeint, und da die Busse von Simmern spärlich fahren, muß man sich ein Auto nehmen. Oder man nimmt sich Zeit und geht von Kirn zu Fuß.
23 Kilometer, und so viel zu sehen! Von der Nahe hoch in die Hügel: drunten im Städtchen autogerecht überformte Historie, dann lichter gebaute Villen, ein Krankenhaus, und vor den Waldrand schließlich haben die Stadtplaner die Neubaugebiete gesetzt. Zu genau darf ich nicht gucken, sonst leidet die Laune.
Keine Zeit für die Kirner Dolomiten – hinauf und hinaus! Etwas Wald (keine Zeit für den Teufelsfels), Vororte, ein bißchen Landstraße und dann, endlich, der Hunsrückhöhenweg. Der hält, was er verspricht – im Dunst breiten sich Felder und Herbstwald wie ein kostbarer alter Teppich bis hin zur dunklen Masse des Erbeskopfs. Es geht durch Woppenroth, vielleicht bekannter als Schabbach aus den Heimat-Filmen. Der Ort beginnt mit einer hallengroßen Kaisereiche; ein paar hundert Meter hinaus dann liegt der Galgenhügel mit dem schönsten Blick, den man sich für sein letztes Stündlein vorstellen kann.
Gern hätte ich mich hier ein wenig niedergelassen; aber: keine Zeit, keine Zeit! Um drei gibt es Kaffee. So trabe ich durch Kirchberg und komme kaum dazu, das Parkplatz- und Garagenelend in dieser Ministadt zu würdigen – Aprikosenkuchen mit Sahne warten, liebe Gesellschaft, alte Geschichten.
Zurück geht’s mit dem Bus.