Seit seine Frau gestorben ist, nach kurzer schwerer Krankheit, ist ihm die Zeit zu weit geworden wie ein ausgeleierter Pullover, oder er ist geschrumpft, daß er sich drin verheddert, manchmal.
Manchmal sitzt er morgens, nichts im Blick, und schaut er auf die Uhr, ist schon vier, wird sie ihn gleich rufen zum Kaffee; doch wie es dunkel ist, sitzt er da immer noch. Manchmal klingelt ein Telefon im Haus, soll sie mal drangehen, sie hatte das Telefon lieber als er, immer schon. Kommen Leute und reden — nicht sie, sie täte das nicht, nicht so — von Terminen oder Unterschriften oder Medizin, aber muß er nur die Augen schließen: davon geht das alles restlos vorbei, ganz ohne ihn. Macht ihr nur, macht nur.
Viele Tage sind Nacht, wenn er aus dem Fenster schaut. In der Nacht ist der Garten schön.
Wie soll’s schon gehen, jedem, wie er’s verdient, und: Unkraut, nicht wahr; er flüchtet sich in Worte, in die kein Kummer je gepaßt hat. Seinem Sohn, der ihn wöchentlich besucht, scheint er gefaßt, ja, heiter.
Nur das Stückchen noch. Ist nicht mehr weit. Sagt sie; und sie muß es wissen.
Beitrag zum Projekt *.txt (16: Distanz).
–> alle meine *.txte
Berührend.
Danke sehr.
Oh, das ist – puh … ich kanns fühlen. Du findest Worte für scheinbare Leere und Liebe, die … immer ist.
Danke. Sehr.
Die einen Menschen am Leben halten kann oder in den Tod holen, vielleicht. Danke Dir.
Wow!
Danke!
Ein ganz feiner Text ist das und ich denke an den alten Mann von gegenüber in dem Buch: Die Dame in Blau … das zu einem sehr wichtigen Buch in diesem Jahr für mich geworden ist.
herzliche Grüsse
Ulli
Ein Buch, das ich gar nicht kenne; das kommt auf meine Liste. Danke!
https://cafeweltenall.wordpress.com/2015/08/24/die-dame-in-blau/ für dich zum hereinschnuppern … liebgrüss
Jetzt muss ich ein Kompliment zurückgeben, das Sie mir einmal gemacht haben: Das ist so gut, dass es weh tut.
Oh, vielen Dank! (Ich frage mich, ob es vielleicht mal wehgetan haben muß, um gut zu sein? Und nicht bloß, weil der Schmerz nachläßt …)
Ich glaube, ein wirklich guter Text ist einer, der Emotionen hervorruft.
Dann braucht es zu guten Texten wohl immer gute Leser.
Der Leser muss sich auch einlassen wollen, glaube ich.
Wie immer mit Verspätung: Wow. Ruft mir Erinnerungen an den einen Großvater wach, aber der hatte immerhin noch den Wellensittich.
Danke. (Der hatte immerhin noch … Da liegt auch eine ganze Geschichte drin.)