Vom Künstler selbst; von seinem Kollegen.
Schlagwort: Museales
Butter bei die Fische: Europa und das Meer
Nach der Blogparade nun der Ausstellungsbesuch:
Den Neubau des Deutschen Historischen Museums kannte ich noch nicht; ein steinernes Kreissegment, mit Glas verzwirbelt, wie eine überquellende Filmdose. Drinnen ist der Stein glatt und abgerundet, das Raumkonzept auf angenehme Art verwirrend. Es führt eine Rolltreppe nach unten und, beim aktuellen Wetterbericht gewiß interessant, ins Kühle. Unbedingt warme Kleidung mitnehmen – ich zumindest mußte mich zwischendurch immer wieder aufwärmen gehen.
Schon die Übersicht über die Ausstellung zeigt: es ist kompliziert. Europa hat viel Küste, da gibt es viel zu zeigen. Einfach den weißen Linien auf dem Boden folgen und die Ausstellungsinseln besuchen: Mythos, Handel, Politik, Militär, Nautik … Wie sich das gehört, tritt das Thema immer wieder über die Ufer und streift Philosophie, Kunst, Kultur, Ethik. Die Entwicklung des Menschen mag an Land stattgefunden haben – am Meer ist er gewachsen; oft über sich hinaus.
Der zweite Teil der Ausstellung, und wer nur kurz kommt, müßte hier eigentlich den Schwerpunkt legen, befindet sich im Erdgeschoß. Hier geht es ans Eingemachte: Was machen wir Menschen mit dem Meer? Und wie ist das, wenn der gefährliche Weg übers Meer der einzig gangbare scheint, um Armut, Krieg, Repressalien zu entkommen? Detailliert erfahren wir zum Beispiel vom Schicksal der Auswanderer, die jahrhundertelang Europa verlassen haben, um in Übersee ein besseres Leben zu finden.
Geschichte wiederholt sich. Wir sind in der Pflicht, gelegentlich einen Schritt zurück zu treten und uns das zu vergegenwärtigen. Und nicht vergessen: die Vorzeichen können sich jederzeit wieder umkehren. Ebbe und Flut. Diese Ausstellung macht ein gigantisches Angebot an Geschichten. Eintauchen muß man selbst, und sich weitertragen lassen.
Deutsches Historisches Museum in Berlin
Ausstellung bis 6.1.2019, Eintritt unermäßigt 8€
Im Museum
Wahres, Falsches und Kopiertes
In Mainz ist einer meiner liebsten Anlaufpunkte das Dom- und Diözesanmuseum. Die aktuelle Ausstellung über Fragwürdiges aus dem Fundus ist wieder mal eine Freude, eine wunderschöne, wohlkonzipierte Angelegenheit, und bis Mitte April kann man sie noch besuchen.
Fünfzehn Exponate aus den Kellern des Museums wurden hier zusammengetragen; an jedem hängt ein Schild: Gemälde von dem-und-dem Maler aus dem-und-dem Jahr, oder: Kopie einer Schnitzerei aus dem-und-dem Jahrhundert; oder da stehen zwei Dinge, ein Original, eine Nachbildung. Dann darf man als Betrachterin überlegen: Stimmt das Schild? Welcher Kelch ist denn nun die Kopie? Ist das Gemälde echt?
Man schaut. Noch etwas genauer. Man kramt im Wissen über Kunst, Geschichte, Kunstgeschichte; man betrachtet Rückseiten und Oberflächen, überprüft Details, manchmal rät man einfach. Aber jeder Blick offenbart Wunder. Bilder sind nicht mehr nur, was sie darstellen; sie werden Untergrund, Firnis, Rahmung. Man achtet plötzlich auf Retuschen, Spuren von Lagerung, man fragt sich: wie kommt denn so was? So wird Kunst mehr als nur das Ding, das da hängt oder steht oder liegt – sie wird Materie, und sie bekommt eine Geschichte.
Stimmt nun also das Schild mit der Beschriftung oder nicht? Die Lösung kann man nachlesen: drei, vier Abschnitte über das Kunstwerk, über Hinweise auf Echtheit/Nachbildung, über die Menschen, die damit zu tun hatten, und manchmal die erstaunlichsten Geschichten. Dazu Vergleichsobjekte und -bilder (einziger Kritikpunkt: nicht immer in guter Auflösung), Materialproben … So viele Fragen beantwortet, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie hatte! Für mich ein völlig neuer Blick auf Kirchenkunst – ich war entzückt, werde aber jetzt nichts weiter verraten, falls da noch wer hin möchte.
Lohnt sich!
Mainzer Dom- und Diözesanmuseum
“Mit Kennerblick und Adlerauge”
noch bis 15.4.2018
Eintritt 5 € unermäßigt
(Und nicht daß jetzt jemand denkt, es gäbe einfache Antworten – die gibt es auch in dieser Ausstellung nicht. Darum habe ich sie um so lieber.)
(IV) Museumsmeckerei
Kuratorinnen und Ausstellungsmacher!
Großartige Exponate haben Sie da zusammengetragen. Und das Konzept — toll, wirklich. Stringent, mit Überblick und Vertiefung, auch an Kinder wurde gedacht, nix zu sagen. Museumsräume: herrlich, sowieso.
Eines aber macht mich fertig: Wer, zum Uhu, erstellt denn diese Schilder an den Exponaten? Bzw. wer tippt die Texte, bzw.: wer liest da nicht korrektur?! Immer wieder versuche ich mich in Toleranz zu üben, aber ab etwa Fehler Nr. 3 ist’s vorbei. Da können Type, Farbgestaltung, Beleuchtung noch so raffiniert sein – der Rundgang wird für mich zum Spießrutenlauf, die Texte verschwinden hinter der Rechtschreibung. Wie ein Weg, auf dem man nur die Schlaglöcher sieht und nicht das Panorama; wie eine Suppe voller Wacholderbeeren, die man so langzähnig essen muß, daß man nachher nicht weiß, wie sie schmeckt.
Nun bin ich Korrekturleserin, mir springen solche Sachen ins Auge. Und katapultieren mich aus dem Vergnügen knietief in die Arbeit … Déformation professionnelle. Es bin aber nicht ich, die mit Bleistift durch die Ausstellungen geht, auch wenn’s manchmal in den Fingern juckt.
Bitte, liebe Verantwortliche: so teuer kann ein Korrektorat nicht sein. Leisten Sie sich eins, damit niemand durch eine Ausstellung gehen und denken muß: interessante Sache, aber doch ein bißchen lieblos gemacht.
Und damit Leute wie ich Ausstellungen entspannt genießen können. Ich würde mir dann sicher auch öfter den Katalog kaufen.
Zur Blogparade des archäologischen Museums Hamburg.
(III) Kultur mit Kindern
Die Märchenerzählerin nimmt kein Blatt vor den Mund: sie erzählt die alten Geschichten in der Sprache der Grimms, keine Kompromisse, keine Erklärungen. Ihr Publikum, ein ganzes drittes Schuljahr, sitzt auf dem Boden wie angenagelt, regungslos, mit offenen Mündern. Ich frage mich, ist das Aufmerksamkeit oder doch Überforderung?
Das erfahre ich, als die Märchenerzählerin die Geschichte unterbricht: Und was meint ihr denn, was das bedeutet: Er war liederlich und führte ein Leben in Saus und Braus? – Geld! Alkohol! Nix arbeiten, antworten die Kinder durcheinander. In eine kurze Stille hinein sagt ein Junge mit Grabesstimme: … Weiber!, und keiner lacht.
* * *
Die Sechsjährige ist sicher nicht das erste Mal im Museum, aber das erste Mal mit mir bei den Römern. Ich hatte eine halbe Stunde dafür veranschlagt (Erfahrung); nun sind wir schon anderthalb Stunden da und immer noch nicht durch. Schließlich setzen wir uns in eine Filmvorführung. Es geht um den Ausbruch des Vesuv; lesen kann die Kleine noch nicht, also lese ich ihr vor, daß der Mann in der Toga auf dem Schiff Plinius der Ältere ist, wie ihn sein Neffe Plinius der Jüngere beschreibt. Der Film läuft in Schleife; ich gehe schon in den nächsten Raum, die Kleine will noch ein bißchen bleiben.
Nach einer Weile steht sie fröhlich neben mir: Ich habe alles gesehen, gerade kommt wieder Plinius der Ältere! Die verwunderten Blicke der Leute um uns nimmt sie gar nicht wahr, und täte sie’s, sie wüßte nicht, wieso die Erwachsenen so gucken. Sie hat halt, herrje, einfach was gelernt.
* * *
Eine Gruppe Jungs steht am Waldrand. Acht, neun Jahre sind sie alt; im Alltag sind sie Großmaul, schwierig, Rabauke, anstrengend, Problemkind. Aber jetzt sind zwei Wochen Zeltfreizeit, da haben sie anderes zu tun. Meistens geht es gut mit ihnen. Jetzt gerade sind sie ganz und gar gebannt: Ein Reh ist aus dem Wald gekommen, direkt vor ihnen über den Weg gesprungen und über die Felder davon, schon ist es nur noch ein beweglicher Punkt in der Ferne.
Hast du das gesehen, sagt der lauteste von ihnen zu niemand bestimmtem, das Reh, das hat so gemacht; und dann imitiert er mit Hand und Arm so anmutig die Wellenbewegung dieser Flucht, daß die anderen ihn fast genauso bestaunen wie eben das fliehende Tier selbst.
Zur Blogparade des archäologischen Museums Hamburg.
(II) Museumsgeschichtchen
2014 im Bonner Landesmuseum ging es um römische Monumentalbronzen am Limes. Hier, am äußersten Rand des Imperiums, verkörperten Kaiserstatuen überlebensgroß die römische Macht. Sie alle wurden gestürzt, zerstückelt, eingeschmolzen. Es gibt sie nicht mehr. Diese Ausstellung wollte ich sehen.
In gläsernen Vitrinen aufgeschichtet und strahlend beleuchtet lagen Trümmerhaufen. Bronzebruchstückchen, manchmal vielleicht ein Finger oder ein Stück Gewand erkennbar; beschriftet nicht nur mit Fundort und Herstellungszeit, sondern mit dem Namen des Dargestellten und dem wahrscheinlichen Schicksal der Statue … Woher, verflixt, wissen die das? Und damit war ich für die nächsten Stunden verloren. Den Ausstellungsmachern voll auf den Leim gegangen. Es war großartig; ich würde es jederzeit wieder tun.
* * *
Gegen schlechte Laune hilft mir nichts so zuverlässig wie ein naturhistorisches Museum. Ich erinnere mich an einen finsteren Liebeskummer in einer französischen Kleinstadt, der mich in das dortige Musée d’Histoire Naturelle et d’Ethnographie trieb. Ich war da recht allein, und nachdem mich die Museumswärter als harmlos eingestuft hatten, konnte ich unbehelligt umherstreifen. Ich hätte, was da ausgestellt war, ohnehin nicht geschenkt haben wollen. Ausgestopfte Kleinsäuger schauten mich mit verrutschten Glasaugen an; einem fleddrigen Tukan hätte ich gern die Staubflocken vom Schnabel gepustet. Südseemuscheln, Knochenschalen, zerfranste Prachtschmetterlinge und Ansichtskarten aus den Kolonien gab es da; ein Sammelsurium aus zweifelhafter Taxidermie und dem Bodensatz von Matrosenkoffern … und mit jeder weiteren Schrecklichkeit wich die Verzweiflung, mit jedem schielenden Untier stieg meine Stimmung, und am Ende fühlte ich mich ganz genesen: schlimmer geht immer, nach fest kommt ab, und was ist schon ein bißchen persönlicher Kummer gegen die absurden Wunder der Welt?
Der Vollständigkeit halber: Ich habe ein Herz für vernachlässigte Museen und würde gern diese selbst in Museen ausstellen, denn auch in ihnen stecken Sorgfalt und Fachkunde und Leidenschaft. Nur daß wir heute, nun ja, drüber weg sind.
* * *
Bei der Nacht der Museen im Landesmuseum Mainz geriet ich in eine Gruppe Jugendlicher, die im Raum mit den steinzeitlichen Ritzzeichnungen über einem Frauenbild rätselte. Achsooo, von der Seite! Keine Arme, Beine, kein Kopf, hier Brust, da Hintern … Und darauf, staunte einer, haben die sich damals in ihren Höhlen einen runtergeholt?
So sehr ich lachen mußte — der Junge stellt die richtigen Fragen.
Zur Blogparade des archäologischen Museums Hamburg.
(I) Kleine Liebeserklärung
Frau Trippmadam hat einen wunderbaren Text geschrieben, der im Rahmen einer Aktion des Archäologischen Museums Hamburg steht. — Lange mußte ich nicht nachdenken, um zu begreifen, wie viel ärmer ich wäre ohne Museen.
Meine ersten waren das Römermuseum in der Kreisstadt und, höchstes Entzücken, das Stadtparkschlößchen. Das hatte einen Teich mit zwei schwarzen Schwänen darin, eine geschwungene Treppe, Türflügel, die ich niemals allein aufbekommen hätte, und drinnen mußte man gleitende Filzpantoffeln tragen, um das Parkett zu schonen. Es gab Fossilien; Scherben und Knochen; hundert Jahre alte Vasen, Bilder und Skulpturen und ein bißchen olle Schloßeinrichtung, und ich schaute alles an. Alles. Jedes Mal. Der Eintrittspreis war minimal; so ging ich als Schülerin auch mal in der Mittagspause schlittern. Es beruhigte mich, die immergleichen Exponate zu besuchen, und die Wechselausstellungen gefielen mir oft. Mit 20 kaufte ich dort das erste Mal ein Kunstwerk. Inzwischen ist das Museum modernisiert; noch heute gehe ich hin, wenn ich kann.
In fremden Städten sind Museen meine ersten Anlaufstellen. Ob in New York, Syrakus oder Oberrosphe: Museen sind besonnene und gute Orte. Da haben Menschen sorgfältig Wissen, Erinnerung, Schönes, Erstaunliches und Stolpersteine zusammengetragen, damit ich sie sehen, verstehen, mich damit auseinandersetzen kann: eine Einladung, der ich immer gerne folge.
Museen liebe ich vielleicht noch ein bißchen mehr als Bibliotheken. Museen sprechen alle Sprachen, und ich muß mich nicht im gleichen Maß beschränken: Mehr als zweidrei Bücher könnte ich nicht zugleich lesen, aber ich kann im Museum genau so weit durch fremde Sinnes- und Gedankenwelten wandern, wie ich möchte, und meine eigenen daranknüpfen.
Ich finde, ein Gemeinwesen sollte sich Museen leisten. Natürlich Krankenhäuser, Schulen, Grünflächen, Nahverkehr und anständige Polizisten, das ist klar. Aber eben auch Theater, Bibliotheken, Gedenkstätten; alles, was Geist verbreitet, was Diskurs fördert, Welten öffnet. Und Spaß macht.
Glück und Glas
Wenn man von Petershagen am Kohlekraftwerk Heyden vorbei an der Weser entlang fährt, gelangt man gleich bei Ovenstädt nach? oder doch eher zu? Gernheim. Gernheim besteht heute aus einigen Häuschen gleich am Fluß; 1812 war hier eine Glashütte gegründet worden, und alle, die hier wohnten, gehörten auf die eine oder andere Weise zur Fabrik.
Die Glashütte Gernheim war einmal eine große Sache. Arbeiter aus aller Herren Länder stellten hier Gernheimer Glas her, Flaschen, Scheiben, Knöpfe, Lampen und schlichtes Geschirr, aber auch bemalte, geschliffene, gefärbte, überfangene, vergoldete Luxusartikel.
Die kann man hier alle anschauen. Man kann auch sehen, wie die Arbeiter gewohnt haben und wie die Leitung der Fabrik. Heute wird in den schön restaurierten Räumen des Herrenhauses zeitgenössische Glaskunst ausgestellt, aber allein der Weg vorbei an Schichten von Tapeten, bedruckten und bemalten Wänden lohnt. Die Fenster zeigen die Welt durch alte Scheiben leicht verzerrt; das Standesamt hat hier eine Außenstelle.
Dieses grüne, idyllische Ausflugsziel war im 19. Jahrhundert ein Moloch, der rauchte, stank und seine Arbeiter fraß oder doch zumindest deren Lungen. Im Museum kann man heute den Schulsaal sehen, in dem Kinder so unterrichtet wurden, daß es nicht mit ihren Schichten in der Hütte kollidierte. Ab elf stiegen sie hier als Arbeiter ein; den begabten von ihnen gelangen trotz Erschöpfung noch gute Schulleistungen.
Im Ort fällt vor allem der Kamin auf, ein gigantischer Bienenkorb aus Backstein, der die Häuschen überragt; hier ist heute die Schauwerkstatt des Museums, in der Krüge und Gläser hergestellt werden, jeden Tag ein paar. Der Museumsshop verkauft sie: flüssiges Feuer, in transparenten Farben erstarrt und in der Handfläche wieder kühl wie Wasser, hart wie Eis.
Das Museum ist außer montags von 10–18:00 Uhr geöffnet.
Erwachsene zahlen drei Euro Eintritt.
Wenn es auch noch ein Café gäbe, wär’s ganz rund.
Wo das Mineralwasser wohnt
Es ist August und damit hoher Sommer; die Zeit, in der sich Einheimische in den Dorfkneipen Geschichten von umkippenden Wanderern erzählen (und wie der Rettungshubschrauber kam, da wars schon zu spät). Nun, dieser August zeigt da wenig Ehrgeiz, deshalb wagen Herr G. und ich uns bedenkenlos in die Eifel.
Von der Ahr steigen wir hügelan. Den Weg kennen wir beide und, wie sich herausstellt, auch unsere Wanderkarte nicht. Das heißt: wir gehen frei Schnauze. Wir orientieren uns an Himmelsrichtungen, Bachläufen, dem Wechsel von Wald und Feldern, an Landstraßenlärm; immer wieder stehen wir an Kreuzungen und suchen sie auf der Karte, oft genug vergeblich. Der Weg ist hüfthoch überwachsen und manchmal kaum zu finden. Wir kommen nur langsam voran.
Der Lohn dafür: Vulkankegel ragen seltsam aus der Hochebene, auf der Mähdrescher Staubsäulen steigen lassen; die Stoppelfelder mit ihren vielen Scheiteln glänzen gegen das schon müde Grün des Waldes. Hügel stehen vor Kulissen von Hügeln, die vor Hügelkulissen stehen und so fort, bis in die diesige Ferne. Bei einem Bach begrüßen uns schöne braune Kühe, aber wir sind wohl nicht die, auf die sie warten; die Herde orgelt uns eine Beschwerde in q-Moll hinterher, die noch lange durchs Tal hallt.
In Niederzissen verschieben wir die letzten zehn Kilometer auf das nächste Mal. Hier gibt es einen Bahnhof, und Herr G. erinnert sich, daß im Sommer das Museumsbähnchen fährt. Mit zwanzig Minuten Verspätung rollt der Zug ein, zwei kleine Dieselloks und ein bunter Verband von Schmalspurwagen; der Schaffner ruft: Pünktlich wie die Bundesbahn!, ehe er uns das Fahrgeld abnimmt. Dann geht es schaukelnd und mit offenen Fenstern das Brohltal hinunter, langsam genug zum Brombeerenpflücken, nur sind die noch nicht reif; an jedem Bahnübergang stehen lächelnde, winkende Menschen. Während Herr G. versucht, einfach Zug zu fahren, habe ich meine helle Freude an den Holzbänken, den Hutablagen, dem Cabriowagen und den wackligen Stegen zwischen den Waggons. In Brohl am Rhein steigen wir aus der Zeitmaschine.
Zur Webseite der Brohltalbahn.