Reisen. Und reisen lassen

Ich lebe gern in einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Es gibt Dinge, die besser funktionieren, wenn ich sie nicht machen muß — Politik, zum Beispiel, Gärtnern oder Reisen.
Ich verbinde “reisen” mit “müssen” und freue mich, wenn ich in meiner freien Zeit daheim bleiben darf. Trotzdem bin ich ein neugieriger Mensch. Wie gut, wenn das Reisen andere Menschen übernehmen und mich virtuell teilhaben lassen, wie der Herr Seume, der Herr Mühlenweg oder Irgendlink, der Pfälzer Künstler.
Zum Nordkap wird er wieder fahren, mit dem Fahrrad (würde ich nie machen!), und ich freue mich auf seine Texte und Bilder. Kostet auch gar nicht viel, wenn man als einer von vielen Lesern dabei sein möchte. (Nein, man muß nicht spenden. Ich habe es aber gemacht, weil ich will, daß solche Projekte möglich sind auch ohne Großsponsoren. Und weil es mir wichtig ist, etwas zurückzugeben für Dinge, die mein Leben bereichern.)
Ich hoffe, es wird eine Übung im Wahrnehmen, eine Lektion über Distanz und über Zeit und Ausdruck eines Kunstbegriffs, wie er mir in seiner Sperrigkeit sehr zusagt. Das für mich. Und für den Künstler: alles, was für eine gute Reise zu gebrauchen ist!

30 bunte Tassen — die dritte

Prilblume vor der Abreise
Prilblume vor der Abreise

Diese Tasse wird heute verreisen.

Ihre Anfänge liegen im Dunkeln. Gefunden habe ich sie 1996 bei einem Trödler in Marburg, direkt am Lahnufer. Ich fand sie so schön, daß sie gleich zwei Mark teurer wurde. Ich war trotzdem glücklich; den Trödler hingegen gibt es heute nicht mehr.

Ich weiß nicht, wie viele Liter Kaffee sie intus hatte, wieviel Fencheltee und wieviel Rotwein. Sie hat viele geküßt, ist ein bißchen angekratzt, aber noch ganz unternehmungslustig.

Die Luftveränderung wird ihr guttun.