Wenn man die Schweiz ans Meer verlegte, müßte so was wie das Baskenland herauskommen: Vieh auf grünen Berghängen, robuste Häuser mit Fensterläden; auf den Dächern Steine, Palmen in den Vorgärten und ein Surfbrett in jeder Scheune.
Hier haben die Kirchen weite Schürzen, unter die man kriechen kann, wenn das Atlantikwetter ungnädig wird. Rastplätze mit Trinkwasserbrunnen und Bänken gibt es einfach so am Straßenrand, weit entfernt von Siedlungen, und nicht für Autos, denn im Baskenland geht man zu Fuß.

Von Ort zu Ort über Land? Die Einheimischen, denen wir unseren Plan erzählen, zucken nicht mit der Wimper. In Deutschland sind die direkten Wege gern mit Straßen beliebiger Größe überbaut. Aber hier gibt es einen gekiesten Fußweg, ein Stück weg vom Autoverkehr, zwischen Hecken und Feldern; wir müssen nur den Schildern folgen. Sehr bequem. Der Weg verschwindet auch nicht irgendwo in einem Straßengraben: noch an der kleinsten Autostraße scheint es eine Art Bürgersteig zu geben.
Bei uns wäre es jetzt so: in direkter Nähe der Orte würde man eine Handvoll Gassigeher treffen, weiter weg allerhöchstens noch versprengte Jogger. Hier ist das anders. Alles, was Beine hat, ist unterwegs, allein, in Grüppchen, in der Regel in Straßenkleidung und ohne Gepäck (außer einem Regenschirm). Wir kommen aus dem Hola! gar nicht mehr raus. Immer wieder werden wir von knorrigen alten Männern mit ebensolchen Stöcken überholt; wenn hier einer mit Hund geht, dann nicht Gassi, dann darf der Hund mit, wenn er mithalten kann. Das alles in einer Landschaft mit Weiden und Wäldern und einem kleinen Bach, in dem wir einen Flußkrebs beobachten können – die habe ich noch nie jenseits eines Tellerrandes gesehen –, überschattet von grauen Bergmassiven.
So was hätte ich hier auch gern: eine funktionierende Infrastruktur für Fußgänger. Wenn der Wanderweg nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist, wenn man nicht wie ein Wundertier bestaunt wird, weil man ein paar Kilometer ohne fahrbaren Untersatz zurückgelegt hat, und Fußgänger eindeutig Vorrang haben.
Ein einziges Auto begegnet uns auf acht Kilometern, im Schneckentempo, und die Insassen entschuldigen sich gestenreich dafür, daß wir ausweichen müssen. Es ist ein Polizeiauto.
