Kaiser Wilhelm und die anderen

Schaut man – nicht zu weit – nach oben, hängt der Himmel voller Äpfel: Goldparmäne, gelbrot flammend, der Schöne von Boskoop, der uns durch den Winter bringen wird, der hellrote Schöne von Bath, frühe Sorte, schon vorbei. Birnen und Quitten auch, aber, oh, was für Äpfel! Die Äste biegen sich unter dem drallen Finkenwerder Prinzenapfel, der tiefroten Sternrenette mit weißen Sommersprossen, unter massigen Winterglockenäpfeln; und das sind nur die, die überhaupt Namen haben (und die ich noch weiß).

nr-apfelhimmel nr-ananasrenette nr-kaiserwilhelm nr-spinne nr-streuobst

Was da hängt, muß in die Kelterei. Vieles fällt von selbst; davon das Gute. Anderes wird heruntergeschüttelt. Laub rauscht auf, und ringsum purzeln rotwangige Kaiser Wilhelms mit sattem Plock aufs Gras: die aufklauben und in den Wagen werfen. Blaue Flecken werden sie davontragen, das ist dem Saft egal. Dem Rest mit Stangen helfen. Sanft geht das nicht – Augen zukneifen und kräftig draufschlagen, dann hagelt es schon Früchte. Vorsicht mit dem Kopf! und auch die nützlichen Spinnen droben im Laub verschonen!

Auf dem Wagen häufen sich die Äpfel: Golden und grün die Ananasrenette, bläßlich der Glockenapfel und der Kaiser Wilhelm, stramme, saftstrotzende Pracht. Es duftet, es tropft. Wespen kommen und gehen. Morgen wird vor den Wagen ein Auto gespannt, dann reisen Kaiser Wilhelm und die anderen zur Kelterei, und bald gibt es dann Streuobstwiesenapfelsaft.

Ein Bild von Himmel.
Ein Bild von Himmel.

 

 

 

 

0 thoughts on “Kaiser Wilhelm und die anderen

    1. Am spannendsten fand ich den Apfel ohne Namen: an dem haben sich, so die Gartenbesitzerin, schon Pomologen die Zähne ausgebissen. Man weiß es nicht; trotzdem: toller Apfel.

    1. Ich sollte mich jahreszeitlich auf ins Bembelland machen, um einen Äpplerrecken wiederzutreffen. Und dann vielleicht zu einem Erstbesuch über den Fluss. Gestern aber begriff ich beim Blick auf die Karte, dass mir Mailand näher liegt als FFM. Nanu.

      1. Der Anfang Ihres Kommentars, lieber Zeilentiger, liest sich, wie mit einem klaren Kopf geschrieben. Der Schlusssatz mit dem sonderbaren Rückblick hingegen, lässt Schlimmes befürchten.
        Aus diesem Grunde rate ich Ihnen besten Wissens und Gewissens: “Gehen Sie ins Bembelland. Gehen Sie direkt dorthin, gehen Sie nicht über Mailand und ziehen Sie nicht viertausend Euro ein.
        Der Satz mag Ihnen in einem anderen Kontext bekannt erscheinen, das könnte ein prägnanter Hinweis auf Ihre Verstörung sein.
        Allein säumen Sie nicht. Nur eine unverzügliche Rauscherkur im lieblichen Bembelland wird Ihre offensichtliche Verwirrung korrigieren und Sie gesunden lassen können.
        Besorgte Abendgrüsse aus dem kerngesunden Bembelland,
        Herr Ärmel

  1. Welche magst du am liebsten? Ich habe ja gern leicht säuerliche Sorte zum Essen. Ich trinke Apfelsaft ganzjährig, ist eigentlich mein liebsten Getränk außer Tee, Bier und Wasser. Vor meinem Haus ist eine kleine Wiese mit zwei Apfelbäumen, die eine der anderen HausbewohnerInnen und ich jeweils ernten. Sonst würden sie verfaulen. Köstliche Früchtchen!

    1. Die sauren sind auch meine. Knackfrisch vom Baum sind sie alle irgendwie toll, aber auf Dauer mag ich am liebsten so was wie Cox Orange, mit ordentlich Säure und nicht mehlig werdend, sondern schrumpelnd. Jetzt kennengelernt: Ananasrenette; ganz wunderbar und apfelkuchentauglich.

  2. Oh, die Re(i)nette, wie der Name schon sagt: eine Königin. Ich kenne nur die Sorte ohne Ananas, für Apfelkuchen für mein Geschmack die beste, so schön sauer. Früher gab es sie in Spanien in allen Märkten, heute finde ich sie nur noch bei Rob, in Brüssel, für 5 € das Kilo. Normalerweise kaufe ich nicht bei Rob ein, der Laden ist affiger und teurer als die 6. Etage des KaDeWe, diesmal nahm ich drei Stück. Ich habe es nicht bereut.
    Warum werden die heutigen Apfelsorten aus dem Supermarkt nicht mehr braun, wenn man das Fruchfleisch anschneidet?

    1. Werden sie nicht –? Ich habe keine Ahnung; ich kaufe bei den Apfelbauern der Gegend, was sie an alten Sorten haben. Aber von den Supermarktkartoffeln weiß ich, daß sie mit einer keimhemmenden Substanz behandelt werden; der Kunde will keine Keime.
      Die Renette ist eine echte Entdeckung für mich! Cox Orange ist auch schwer zu bekommen; jetzt weiß ich, nach was ich noch suchen muß.

  3. Die rote Sternrenette ist mein Wunschapfel, bei uns im Schwestern- und Tantengarten gibt es noch einen alten Baum, halb hinterm Schuppen, leider etwas eingequetscht… mein Traum-Kinderapfel…

      1. Bei uns waren das die Äpfel auf dem Nikolausteller. Bis Weihnachten halten sie normalerweise nicht… kein Lagerapfel halt. Verknappung von Mutter Natur, als es noch keine Marketingstrategien gab 😉

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